Der «kreisrunde Haarausfall», wie die Alopecia areata (AA) eingedeutscht bezeichnet wird, ist die häufigste entzündliche Haarausfallerkrankung und kann in jedem Lebensalter auftreten, wobei das 2. und 3. Lebensjahrzehnt bevorzugt ist.
Typischerweise liegen am behaarten Kopf eine oder mehrere kreisrunde kahle Stellen vor. Darüber hinaus gibt es weitere, ausgedehnte Formen des kreisrunden Haarausfalls wie die Alopecia areata reticularis und die Alopecia areata vom Ophiasis Typ mit Haarausfall vor allem im Schläfenbereich.
Im Randbereich findet man häufig sogenannte «Ausrufezeichen-Haare». Dies sind kurz abgebrochene Haare, die an ihrem Ende immer dünner werden. Häufig bestehen zusätzlich Veränderungen der Fingernägel mit Grübchen, Rillen oder sandpapierartigen Aufrauhungen.
Niemand kennt bisher die genauen Ursachen dieser Erkrankung. Man nimmt an, dass Immunzellen, die sich eigentlich um die Abwehr von Viren, Bakterien und Pilzen kümmern sollen, ihre Aktivität gegen die Zellen in den Haarwurzeln des eigenen Körpers richten. Die Haare werden somit vom Immunsystem als «fremd» erkannt und deshalb abgestossen. Dies geschieht, indem zunächst eine Entzündungsreaktion entsteht, die das Haarwachstum stört und schliesslich zum Ausfallen des Haares führt. Jeder Haarfollikel des Körpers kann betroffen sein. Auch Augenbrauen, Wimpern, Achsel- und Schamhaare. Von einer Alopecia areata totalis spricht man, wenn alle Haare auf dem Kopf ausfallen. Schwer betroffene Menschen können alle Haare des Körpers verlieren (Alopecia areata universalis).
Von der relativ leichten Variante der Alopecia areata werden etwa 1-2% aller Menschen irgendwann betroffen. Bei einem Grossteil der Patienten verschwindet der Haarausfall nach etwa 3-6 Monaten wieder von selbst und die Haare wachsen spontan oder durch entsprechende Behandlung wieder nach. Da es sich nur um eine Störung des Haarwachstums und nicht um eine Zerstörung des Haares handelt, ist der Vorgang entweder spontan oder im Rahmen einer Behandlung umkehrbar. Zunächst wachsen zumeist sehr feine farblose Haare, die jedoch üblicherweise nach einiger Zeit ihre alte Farbe und Stärke wiedergewinnen. Nur wenige Patienten haben für Jahre mit der Alopecia areata zu kämpfen. Der Verlauf der AA (Ausdehnung, Zusammenfliessen von Einzelherden, Spontanheilung, Zeit und Ausprägung eines eventuellen erneuten Schubes) ist extrem variabel und daher für den einzelnen Patienten nicht vorhersehbar. Verallgemeinernd lässt sich sagen: Je geringer der Haarausfall, desto grösser die Chance auf Abheilen des Befundes auch ohne Therapie. Starke begleitende Nagelveränderungen werden eher als ungünstiger Faktor gewertet.
Da sich die AA insbesondere bei kurzer Bestanddauer und geringer Ausdehnung häufig spontan zurückbildet, sollte eine Behandlung unter sorgfältiger Berücksichtigung von Nutzen und Risiko erfolgen. Wenn der Entzündungsvorgang beendet ist, wachsen auch die Haare nach, «als wäre nichts gewesen». Wichtig zu wissen ist, dass bei Patienten mit Alopecia areata erneuter Haarausfall nach einer Heilung häufig ist (typisch wellenförmiger Verlauf). Es kann sinnvoll sein, nach inneren Erkrankungen wie z.B. einer Schilddrüsenfunktionsstörung zu suchen, die mit dem kreisrunden Haarausfall kombiniert auftreten können. Keineswegs aber handelt es sich bei der Alopecia areata um ein Zeichen für eine bestimmte innere Erkrankung oder um eine hormonelle Störung. Etwa ein Drittel der Patienten sind Atopiker, d.h. sie verfügen über eine erhöhte Allergiebereitschaft und neigen zu Heuschnupfen, Asthma oder dem atopischen Ekzem (Neurodermitis). Beruhigend zu wissen ist, dass der kreisrunde Haarausfall nicht ansteckend ist. Es handelt sich auch nicht um die Folge eines Vitaminmangels und es ist auch kein Zeichen einer anderen Form der Mangel- oder Unterernährung. Zum heutigen Zeitpunkt gibt es auch keinen Anhalt, dass die Ursache eine Vergiftung oder Belastung des Körpers durch Umweltschadstoffe ist.
Vielfach berichten Patienten unter einer besonderen Anspannung zu leiden oder andere psychische Ausnahmesituationen ertragen zu müssen. Eine psychische Auslösung hat sich jedoch in Studien bisher nicht nachweisen lassen. Sicher ist, dass eine gewisse Vererbungskomponente vorliegen muss, da über eine familiäre Häufung in 10-25% der Fälle berichtet wird.
Betroffene Personen sollten sich zunächst an ihren Hausarzt oder Hautarzt wenden, der ihnen mit Informationen zu Verlauf und Therapie der Alopecia areata weiterhelfen kann. Insofern es sich um eine ausgedehnte und schwer zu behandelnde Form der Erkrankung handelt, kann eine Überweisung in die Sprechstunde einer Klinik sinnvoll sein.