Hi, ich bin Isabel und ich bin 15 Jahre alt


Ich gehe in die 3. Klasse der Oberstufe, also in die 9. Klasse und nächstes Jahr werde ich das Sarganserläder Sozialjahr machen( das ist eine Vorbereitung auf einen Beruf im Bereich der Pflege und Betreuung). Sargans liegt in der Ostschweiz und da wohne ich auch mit meiner Familie, aber meine Eltern kommen eigentlich  aus der Niederlande, deswegen sprechen wir zuhause auch Holländisch. Aber ausser das unser deutsch (vor allem das von meinen Eltern) nicht perfekt ist sind wie eine normale Familie.

 

Im Sommer 2011 waren wir in Schweden, in einem kleinen Park mitten in der Natur mit Schlange, Wasser und frische Brötchen am Morgen. Nachdem ich und meine zwei Schwestern lauter kleine Frösche gefunden hatten ging ich Duschen. Als ich mein Haare ein shampoonieren wollte zog ich mehrere Haare, fast ein Büschel, mit. Später am Abend fuhr meine Mutter mir über den Kopf  und wieder kamen mehrere Haare mit, ich erzählt meiner Mutter wie mir immer wieder mehrere Haare auf einmal ausfielen oder ich einfach rausziehen konnte.

 

Als meine kleine Schwester am nächsten Morgen meine Haare frisieren wollte entdeckte sie eine kahle stelle auf meinem Kopf. Ein paar Wochen später wollten wir nach Holland aber wir gingen zuerst zum Arzt, denn ich hatte jetzt schon mehrere kahle stellen auf dem Kopf.


Nach einigen Wochen hatte meine Mutter mich bei Alopecia Areata Deutschland angemeldet und zeigte mir die Heftchen „Köpfchen“ aber ich wollte nichts davon wissen denn mir waren ja gerade alle haare, in fast nur zwei Monate ausgefallen. Ehrlich gesagt hatte ich auch einfach nur Angst davor und ich wollte alles nur verdecken und Ignorieren.

Aber weil ich jetzt auf eine neue Schule ging musste ich mich ja irgendwie damit befassen, also ging ich mit meiner Mutter Kopftücher, solange ich noch Haare hatte kaufen,  und später eine Perücke kaufen. Alle in meiner Klasse dachten das sei mein style…


Wir mussten einen Vortrag in der Schule halten, aber das wollte ich nicht den dann würden mich ja alle anschauen und dann hatte ich das Gefühl das sie mich wegen dem alopecia ansehen und dann fühle ich mich nicht wohl. Seitdem wissen es alle in meiner Klasse und das hat sich natürlich rum gesprochen und dann wusste es fast das ganze Dorf. Aber meine Mitschüler/innen akzeptierten mich, oder dachte, hoffte es, ich meine ich bin ja nicht die coolste an meiner Schule aber sie taten nicht blöd zu mir.

 

Jetzt fast drei Jahre später bin ich mir sicher und ich gehe jetzt auch offener damit um, aber ich erzähle es nicht direkt jedem dem ich begegne haha... wie ich schon erwähnt habe, habe ich eine perücke und manchmal bin ich auch froh darüber wie zum beispiel wenn ich nicht so auffallen möchte oder im meinem alter möchte man ja auch jungs beeindrucken,aber meistens denke ich so“ ich gehe jetzt ohne die perücke raus.!!“  Aber ich finde es besser, professioneller, höfflicher wenn ich mit einer perücke in die schule gehe… also ich meine wenn ich es schon von klein auf hätte dann würde ich glaube ich mit einer mütze oder einem kopftuch gehen…


Achja übrigens es wird immer jemand im Bus sitzen oder neben dir im Dorfladen stehen und dich anglotzen. Aber da kann man nichts machen, denn Leute mit Haare haben leider keinen Kopf, nicht so wie wir ;D Ausser warte mal hier ist noch ein Tipp: wenn jemand dich anschaut musst du eine Grimasse ziehen oder einfach anfangen zu reden über zum Beispiel; Hunde. Oder wenn er schaut, musst du schauen dann schaut er nämlich weg dann schaust du wieder weg und dann wirst du merken das er immer wieder schaut und dann schaust du ihn auch immer wieder an… und beim dritten oder vierten Mal schaust du ihn Böse an  oder streckst die Zunge raus oder erschreckst ihn das ist sehr lustig ;D… oder wie meine Mutter immer wieder sagt ziehst du die Perücke ab oder deine Mütze oder so… Ich habe es zwar noch nie gemacht aber ich meine du kannst es ja mal ausprobieren oder du kannst auch mal rufen ja ich hab Alopecia und für jede Sekunde die du mich anschaust musst du einen Franken, Euro oder was auch immer zahlen….

 

Und  ich konnte zwar mit meinen Eltern über meine Krankheit reden, aber für mich war das nicht genug - ich wollte mich irgendwie damit beschäftigen, aber ich wollte nicht mit meiner Mutter oder mit meinem Vater darüber sprechen… also hab ich ein oder zwei Lieder geschrieben, man könnte ja eigentlich auch einen Brief schreiben…

 

Also ich würde etwas suchen das dir irgendwie Sicherheit gibt, aber jeder sollte seine eigene „Sache“ finden…

 

Das Familienwochenende des AAD e.V. hat mir auch sehr geholfen, und ich stehe jetzt im Kontakt mit anderen Jugendlichen, die auch dabei waren.


Seit Mai 2016 ist der Verein Alopecia Areata Deutschland e.V. auch in der Schweiz tätig. Isabel fungiert dort als Ansprechpartner, im Besonderen in der Ostschweiz für Kids & Jugendliche.

 

 

Ostschweiz Kids & Jugendliche (Email): Isabel van den Hoogen, Jugendwartin